Kobolde statt Krippe

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Ja, ich weiss, es ist zu spät, um über Weihnachten zu sprechen! Ich möchte nur noch einmal auf die letzte Weihnacht zurückkommen. Und zwar nur für eine kurze Betrachtung über Kinderverse, die ich gehört habe.

Es trug sich in einem säkularen Kanton zu. Einem Kanton, in dem vor einigen Jahren der Aufbau einer Krippe in der Stadt eine Kontroverse auslöste. Einige Menschen hatten sich über die Krippe empört. Eine solche Szene in der Strasse zu zeigen, verstiesse gegen die Neutralität öffentlicher Orte, war aus Leserbriefen zu vernehmen. Man habe es mit missionarischem Verhalten zu tun, mit Symbolen, die verboten werden müssten. Wohl weil zu befürchten war, dass Nichtchristen und Freidenker der Bekehrung erliegen könnten, wenn sie Joseph, Maria und Kompanie begegneten. Also hinweg mit der Krippe! Schluss mit der Propaganda! Man befinde sich auf säkularem Gebiet. Die Heilige Familie sei sowohl in der Stadt als auch in der Schule nicht willkommen.

In diesem säkularen Kanton hörte ich in der vergangenen Weihnachtszeit einige Kinderstimmen, die Lieder und Gedichte rezitierten, deren Verse sie in der Schule gelernt hatten. Verschiedene Texte, die unter den Weihnachtsbaum passen sollten - verschiedene Texte zu einem einzigen Thema: Zum Weihnachtsmann und seinen Kobolden. Von Kobolden, die Geschenke einpacken, war die Rede, von Kobolden, die damit beschäftigt sind, den Korb des Weihnachtsmannes zu füllen, vom Weihnachtsmann, der durch die Tätigkeiten der Kobolde in seinem Schlaf gestört wird, vom Weihnachtsmann, dem die Kobolde helfen, seinen Versandschlitten zu steuern…

Keine Friedensengel. Kein Joseph, der hilft. Keine Schafe, die Wolle spenden. Keine meditierende Maria. Kein Kind der Hoffnung. Kein Licht. Keine Solidarität. Keine Menschlichkeit. Nur geschäftige Kobolde.

Kobolde und Geschenke, die einem Weihnachtsmann überreicht werden, der sie wiederum überbringt. Das ist das ultimative Ziel, der Höhepunkt einer Botschaft, die ihren Ursprung in den Einkaufszentren hat und sich an eine von Zahlen besessene Konsumgesellschaft richtet. Die auf säkularem Gebiet einzig mögliche Botschaft, scheint es. Eine dürftige, fantasielose Botschaft, eine Botschaft ohne Sinn, die nur noch Selbstzweck ist.

Laizistische Weihnachten. Weihnachten der Kobolde. Weihnachten, die sich selbst verloren hat.

Pierre-Philippe Blaser
Präsident des Synodalrats


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