Editorial

Bild wird geladen...
,
„Damit wer Ohren hat, besser hören kann“

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Wir leben in einer Zeit, in der alles zugleich heller und dunkler scheint.
Kirchenräume leuchten bei der Langen Nacht, Menschen tanzen, lachen, hören zu. Sie strömen zu Tausenden in Gebäude, die als leer galten – und finden dort nicht nur Kunst, Klang und Gemeinschaft, sondern auch Stille, Gebet, Licht. Es ist, als würde Kirche neu atmen.

Gleichzeitig: Menschen verlieren ihre Welt.
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo tobt ein Konflikt, der uns alle betrifft – auch wenn wir ihn oft nicht sehen wollen. Die seltenen Erze, ohne die unsere Smartphones und Elektroautos nicht funktionieren, werden unter menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut. Die Opfer: Menschen, Tiere, Wälder – und die Hoffnung.

Und zwischen diesen Polen – Licht und Dunkel – liegt unsere Realität:
Denn es gibt Kräfte, die nicht mehr Schädel verkleinern, sondern das Denken. Die Schrumpfkopfmacher unserer Zeit haben neue Werkzeuge: Medien, Algorithmen, Ideologien. Sie nähren Zweifel nicht, um zu verstehen – sondern um zu verwirren. Sie verwechseln Frust mit Unterdrückung, Wissenschaft mit Meinung, Offenbarung mit Verschwörung. Sie machen den Lärm laut – damit wir das Leise nicht mehr hören.

Deshalb ist es gut, dass es Orte gibt, die anders klingen.
Die Grossen Exerzitien im Alltag laden ein, still zu werden, Gott Raum zu geben – mitten im Alltag. Tag für Tag. Impuls für Impuls. «Gott einen Ort sichern» – das ist kein Rückzug aus der Welt, sondern ein Einzug ins Wesentliche. Ein geistlicher Übungsweg, der die Seele weitet und den Blick schärft. Damit wir nicht irre werden am Getöse, sondern durchlässig für das, was trägt.

Auch die Dichterin Jacqueline Keune geht diesen Weg: Ihre Gedichte erzählen von Trümmern – und von Träumen. Sie gibt Sprache, wo Worte fehlen. Segen, wo Wunden sind. Widerstand, wo Resignation droht. Ihre Sprache ist ein Gebet mit offenen Augen.

Und dann ist da Bettina Beer, die Pfarrerin, die im Joggen betet und in der Politik handelt. Die ihren Glauben im Alltag lebt – mit Humor, Tiefe und Haltung. Sie zeigt: Glaube braucht keine Perfektion, sondern Echtheit.

All das erzählt von einem neuen Aufbruch.
Nicht laut. Nicht perfekt. Aber echt.
Ein Aufbruch, der uns ermutigt, uns nicht schrumpfen zu lassen – weder im Denken noch im Hoffen. Ein Aufbruch, der fragt:
Wem hören wir zu? Wem geben wir Raum? Was nähren wir in uns?

Vielleicht beginnt Erneuerung genau dort –
wo jemand eine Kirche betritt,
wo jemand betet im Gehen,
wo jemand zweifelt und dennoch glaubt,
wo jemand sagt: „Ich will grösser denken. Tiefer glauben. Menschlicher leben.“
Möge unsere Kirche ein solcher Ort sein.
Für viele. Für dich. Für heute. Für das Leben.

In diesem Lettre R berichten wir unter anderem über:

Kongo & Technologiekonsum
• Rohstoffe für unsere Technik – unter Gewalt
• Humanitäre und ökologische Katastrophe
• Christliche Verantwortung zum Umdenken

Schrumpfkopfmacher heute
• Ideologische Manipulation statt echter Bildung
• Reduktion von Denken und Urteilskraft
• Mahnung zur geistigen Weite und Wachsamkeit

Lange Nacht der Kirchen 2025
• Über 3’000 Teilnehmende im Kanton Freiburg
• Überraschende, lebendige Kirchenräume
• Begegnung, Spiritualität, Offenheit

Grosse Exerzitien im Alltag
• Persönlicher Glaubensweg über ein halbes Jahr
• Impulse, Meditation, Alltagsspiritualität
• Ökumenisch, gemeinschaftlich, vertiefend

Interview mit Bettina Beer
• Glaube im Alltag durch Bewegung und Politik
• Ehrlich, alltagsnah, engagiert
• Popkultur als Brücke zu Menschen

Jacqueline Keune: Gedichte
• Poetische Reaktion auf Krisen der Zeit
• Glaube, Hoffnung, Widerstand
• Sprachkraft zwischen Schmerz und Segen

Benjamin Stupan
Synodalrat
Ressort Kommunikation

Newsletter - Inhaltsverzeichnis